Klaus Möller: Kunst im Internet (Netzkunst) - Untersuchungen zur Ästhetischen Bildung (Bielefeld 1999)

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Klaus Möller

Kurzzusammenfassung der Diplomarbeit
"Kunst im Internet (Netzkunst) - Untersuchungen zur Ästhetischen Bildung"

Die Arbeit gliedert sich in drei Teile. Im ersten Teil wird versucht, anhand stilgeschichtlicher und medienhistorischer Analyse Netzkunst (Kunstwerke/-aktionen, die das Internet als Produktionsmedium nutzen) kunsthistorisch einzuordnen. Inhaltliche Parallelen zu Netzkunst finden sich in der Happening- und Fluxusbewegung der 1960er und 1970er Jahre, sowie in diversen Arbeiten der Konzeptkunst. Netzkunst basiert auf dem Einsatz von Computernetzen als Kommunikationsmedium. Daher können auch Kunstwerke, die Telekommunikationsmedien wie Telefon, Radio, Fernsehen etc. nutzen, als Vorläufer von Netzkunst angesehen werden. Diese Annahmen werden an einigen Beispielen begründet. Als direkte Vorläufer von Netzkunst werden z.B. einige Kunstwerke vorgestellt, die bereits Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre mit Computernetzen arbeiteten.

Im zweiten Teil der Arbeit werden systematisch die wesentlichen Bedingungen und Charakteristika von Netzkunst herausgearbeitet. Hierbei werden u.a. die materielle und immaterielle Dimension von Netzkunst und deren Bedeutungen untersucht. Es stellt sich z.B. heraus, dass es sich bei dem Erscheinen des Kunstwerks auf dem Computerbildschirm, um eine Art Aufführung und bei dem zugrundeliegenden Programmcode um eine Art Notierung des Werks handelt. Die Erscheinung (Interpretation) des Netzkunstwerks wird dabei stark von der verwendeten Computersoftware und -hardware (z.B. Bildauflösung des Monitors) beeinflusst. Desweiteren wird in diesem Kapitel die Bedeutung des Präsentationsorts (i.d.R. der heimische Computerbildschirm), die des Programmierens als künstlerischer Akt sowie der Auflösung der Unterscheidung von Original und Kopie näher erörtert. Das Kapitel endet schließlich mit dem Versuch typische Erscheinungsformen von Netzkunst anhand einiger Beispiele aufzuzeigen.

Im dritten Teil wird die Bedeutung von Netzkunst für die Ästhetische Bildung aufgezeigt. Im Mittelpunkt steht hier die Rolle des Betrachters. Als Grundlage wird kurz in die Theorien der Ästhetischen Erfahrung (Dewey), der Ästhetischen Bildung (Otto, Schulz) und in den rezeptionsästhetischen Ansatz (Iser, Kemp) eingeführt. Anhand der Arbeiten des Künstlerpaars Jodi (www.jodi.org) werden im Anschluss daran mögliche Anknüpfungspunkte zur ästhetischen Erfahrung und weitere Bildungsprozesse beschrieben. Durch den Einsatz des Computers bei der Rezeption des Netzkunstwerks wird eine umfangreiche Einbeziehung des Betrachters möglich. Es entsteht die Möglichkeit, das Werk zu verändern und damit sichtbar auf dieses Bezug zu nehmen. Diese Form der Interaktion mit dem Werk ermöglicht zusätzlich die Reflexion dieses Vorgangs als Teil des Werks.

Eine Auseinandersetzung mit Netzkunst bedeutet demnach immer auch eine Auseinandersetzung mit dem Medium Internet. Letztlich macht die Arbeit darauf aufmerksam, dass Netzkunst das Internet so zeigt, wie wir es nicht kennen. Die Rezeption von Netzkunst eröffnet damit den Spielraum für Neuinterpretationen und Gestaltungen. Netzkünstler zeigen mit ihren Arbeiten eine Sichtweise von Welt und Gesellschaft, in der das Internet und dessen Möglichkeiten und Gefahren - zumindest indirekt - thematisiert werden.

Aufgrund der spielerischen und/oder kritischen Auseinandersetzung mit dem Internet als Kommunikationsmedium, mit technisch vermittelter Kommunikation zwischen Menschen und Mensch-Maschine-Interaktionen, ist m.E. die Bedeutung von Netzkunst aus bildungstheoretischer Sicht als besonders hoch einzuschätzen.


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(c) Klaus Möller (2000-09-11) / E-mail: k.moeller@screenshock.com
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